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La Pharmacie littéraire legt wieder an!

Jean Perdu lebt in der Rue Montagnard in Paris.
Er ist ein Einzelgänger, doch in seiner Arbeit liegt seine Leidenschaft. Perdu ist Buchhändler. Auf einem umgebauten Lastenkahn hat er eine schwimmende Buchhandlung eingerichtet, die „Pharmacie littéraire“. Sie liegt in Paris vor Anker und anders als in den vielen Geschäften, in denen man sonst Bücher kaufen kann, wird Jean Perdu einem nie das verkaufen, dass man möchte, aber immer das, was man braucht.
Er übertreibt nicht, wenn er sich selbst als literischen Apotheker bezeichnet, denn genau das ist es, was seine Bücher tun. Sie heilen die Seele und beruhigen aufgebrachte Gemüter.

Doch wie das mit der Selbstmedikation ist, vermag Perdu es nicht, den eigenen seelischen Blessuren beizukommen, vor denen er seit 20 Jahren davonläuft. Manon, die schöne Provenzalin, hat ihm das Herz gebrochen, als sie über Nacht verschwand und nur einen Brief zurückließ, den Perdu seither ungeöffnet aufbewahrt.

Mit dem jungen Schriftsteller Max löst er eines Tages die Leinen, die seinen Kahn an Ort und Stelle halten und sie schippern quer durch Frankreich. Statt aber vor der Vergangenheit weglaufen zu können, müssen sie sich ihr stellen und ganz aus Versehen wachsen beide über sich hinaus.

Das Lavendelzimmer.
von Nina George
Verlag Droemer Knaur
ISBN: 978-3-426-50977-7
Preis: TB 12,00€, E-Book 9,99€

Nach fast zehn Jahren setzt Nina George das Vermächtnis ihres Bestsellers fort. Wieder entführt sie uns in die Provence, lässt uns die Farben und Gerüche Frankreichs spüren und Jean Perdu beim Weiterwachsen zusehen. Denn sich weiterzuentwickeln hört nicht auf, nur weil mann jetzt Mitte 50 ist.
Der letzte Wille des Schriftstellers Saramago zwingt Perdu, seine Lulu, das Bücherschiff erneut seetauglich zu machen und damit nach Paris zurückzukehren. Denn auch wenn er mit Catherine so glücklich ist, wie noch nie, treibt ihn etwas. Er ist unruhig und sehnt sich danach, seiner Bestimmung wieder zu folgen: der literarischen Behandlung allerlei seelischer Blessuren.
Wieder mit Max Jordan im Gepäck schippert Perdu durch die Kanäle zurück gen Hauptstadt und wiederwird es eine Reise, auf der Menschen sich begegnen. Zuflucht finden.
Eine Reise, die auch Perdu nicht unverändert lässt.

Das Bücherschiff des Monsieur Perdu.
von Nina George
Verlag Droemer Knaur
ISBN: 978-3-426-65407-1
Preis: HC 21,00€, E-Book 14,99€

Diese beiden Titel gehören für mich untrennbar zusammen. Das aber nicht, weil letzteres eine Fortsetzung ist (da gibt es weiß Gott Titel, die nicht viel gemein haben), sondern weil Jean Perdus Entwicklung erst ganz wird, wenn man beide Teile zusammenfügt.
Wie bei echten Menschen kann man eine Momentaufnahme nicht davon lösen, was diesem Menschen zuvor widerfahren ist. Getreu dem Motto Wer A sagt, muss auch B sagen fühlt sich dieser neue Roman über Jean Perdus Lebensreise an wie eine notwendige Weiterführung des ursprünglichen Titels.
Ich habe öfter schon beobachtet, dass offene Enden (sei es bei Romanen oder französischen Filmen) ein unerlässlicher Teil französischer Geschichtenerzählung zu sein. Aber mein sensibles Herz lechzt geradezu danach, dass die losen Enden einer Geschichte wieder zusammengefügt werden.
Das Bücherschiff des Monsieur Perdu fühlt sich an wie ein Besuch bei Verwandten, die man schon viel zu lang nicht mehr besucht hat, obwohl man sie eigentlich gern hat.
Ich bin sicher, in der Großen Enzyklopädie der Kleinen Gefühle gäbe es einen Ausdruck, der treffend wäre. Vermissensfreude vielleicht. Das Gefühl, jemanden vermisst zu haben, es aber erst zu merken, wenn man sich wiedersieht und sich darüber zu freuen.
Ich möchte euch im Übrigen gar keine Illusionen machen. Gefühle werden in diesen Büchern ganz groß geschrieben. Es sind zutiefst romantische Titel, die man durchaus als Liebesromane verorten könnte. Doch Nina George erzäht ganz ohne Drama und Pathos. Es sind die Zwischentöne, die sie trifft und aus denen sie uns eine Sinfonie komponiert, die ihresgleichen sucht.
Ich für meinen Teil stimme den Charakteren nicht immer zu. Doch ich staune. Ich staune darüber, wie klug und sanft und liebenswert die Figuren sind. Ich staune darüber, wie willkommen man sich in ihrer Mitte fühlt und wie warm dieses Willkommen ist.

Im Zentrum steht aber immer die Literatur und das bezaubernde Schiff, Die literarische Apotheke.
Wie gern würde auch ich einmal einen Fuß an Bord setzten.

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