Wie Spucke im Sand
Nach einem langen Urlaub melde ich mich mit einem Schmuckstück der Jugendliteratur zurück. Wer von euch schon einmal mit den Büchern von Klaus Kordon zu tun hatte, weiß, wie besonders seine Bücher sind. Derzeit werden sei bei Gulliver verlegt, einem Inprint von Beltz&Gelberg. Einige der besten Romane für Kinder und Jugendlichen, die ich gelesen habe, kommen aus dem Verlag. Der besondere Stil, in dem das Lektorat aber die Cover auswählt, war nie so ganz meins. Umso besser, dass ich sie dennoch oft geschenkt bekommen habe.
Heute stelle ich euch einen Titel vor, den ich Dank meiner Faszination für indisches Kino und die Kultur des Subkontinents entdeckt habe. „Wie Spucke im Sand“ erzählt eine Geschichte von Angst, von Schrecken, von Armut, aber auch von großem Mut, dem Willen zu überleben und der unbändigen Sehnsucht, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Wie Spucke im Sand.
von Klaus Kordon
erschienen bei Gulliver
ISBN: 978-3-407-78983-9
Preis: 9,95€ Taschenbuch
Leseprobe hier.
Munli lebt in einem kleinen nordindischen Dorf. Als sie erfährt, dass die mit einem brutalen Schläger verheiratet werden soll, erträgt sie den Gedanken nicht und macht sich heimlich auf, um bei den Gesetzlosen in den Bergen zu leben. Doch die vermeintliche Freiheit ist geprägt von Gewalt und Gefahr. Sie schlägt sich durch bis in die Stadt Allahabad. Wird es Munli gelingen, ihren Weg zu gehen?
Bewertung: ★★★★☆
Der Titel erschien zum ersten Mal 2006 und ist einer meiner liebsten Abenteuerromane. Der Titel ist vielleicht nicht ganz treffend, doch die Geschichte steht für sich. Im Zentrum steht die junge Munli, die in absoluter Armut aufwächst, sich dessen aber gar nicht unbedingt bewusst ist. Sie kennt es nicht anders. Doch Munli ist außerdem wahnsinnig mutig. In Anbetracht der Gefahr zögert sie nicht, sondern folgt ihrem Selbsterhaltungstrieb. Auf ihrem Weg begegnet sie Freundlichkeit, wo man sie am wenigsten erwartet, muss aber auch lernen, dass nicht alle Menschen es nur gut meinen. Sie begegnet Menschen und Leid, doch aufzugeben ist nie eine Option für sie.
Mir gefällt besonders gut, dass Kordon zwar die Farben und Gerüche Indiens heraufbeschwört, dabei aber auch kindgerecht die Schattenseiten des Landes anspricht. Es gibt keine Alles-ist-super-Einstellung, nur weil es sich um ein Jugendbuch handelt. Vielmehr schafft er es, zu vermitteln, wie wichtig es ist, auf sich aufzupassen und auf die Menschen, die man liebt. Wie schwer Andere es haben und dass es trotzdem immer auch schöne Momente gibt. Wer ein Geschenk für ein Prä-Pubertier sucht oder selbst Freude an abenteuerlichen Geschichten aus fernen Ländern ist, sollte unbedingt einen Blick hinein werfen.

