Gute alte Zeit
Zu manchen Buchschätzen kommt man wirklich unverhofft. Meinen heutigen Titel habe ich auf dem sprichwörtlichen Wühltisch entdeckt. Geschrieben von der wunderbaren Jane Sanderson, die in Herefordshire lebt und früher beim BBC Radio 4 tätig war. Sie hat uns einen Roman vorgesetzt, der so typisch britisch ist und doch auch in jedem anderen Land funktionieren würde. Sanderson schreibt von früher. Von Erinnerungen, die man lange vergessen geglaubt hat und dem Glück, sich erinnern zu können.
Bevor wir weitermachen hier aber ein kleiner Überblick:

Das war die schönste Zeit.
von Jane Sanderson
übersetzt von Jörn Ingwersen
ISBN: 978-3-442-49038-7
Preis: 11,00€ TB
Bewertung: ★★★★☆
(Klappentext) Dan war der erste Junge, den Ali geliebt hat. Der Erste, der ihr eine Musikkassette aufgenommen hat. Aber das ist dreißig Jahre her, und Ali hat schon lange nicht mehr an ihn gedacht. Genauso wenig wie an den Tag, an dem sie ihr altes Leben überstürzt hinter sich lassen musste. Doch dann taucht Dans Name plötzlich auf ihrem Telefon auf, und für einen kostbaren Moment ist Ali keine mitten im Leben stehende Frau und Mutter von fünfzig Jahren. Sie ist wieder sechzehn und zurück in ihrer Heimatstadt Sheffield, tanzend in zu engen Jeans. Und als Dan ihr ein Lied von damals schickt, muss Ali sich fragen: Was, wenn all das, was hätte sein können, noch vor ihr liegt?
Ali und Dan sind inzwischen erwachsen und leben ihr eigenes Leben. Dan ist Musikjournalist und Ali gefeierte Bestsellerautorin. Sie haben Kinder. Familie. Freunde. Sie leben auf unterschiedlichen Seiten des Planeten. Doch als Dan Ali bei Twitter wiederentdeckt, schrumpft nicht nur der abstand zwischen Ihnen zusammen. Auch die Jahre, die vergangen sind, seit sie ein Paar waren verblassen und es sind wieder alison und Daniel. Eine tiefe Sehnsucht setzt sich in beiden fest, die absolut nicht aus Nostalgie gefüttert wird. Es ist mehr ein Back-to-the-Roots-Moment. Sie finden einen Teil von sich selbst wieder, von dem sie nicht wussten, dass sie ihn noch in sich tragen. All das wird herrlich untermalt von einer Playlist. Ausgehend von dem Mixtape, das Dan Ali zusammengestellt hatte, damals. Auch heute ist ihre Sprache die Musik und aus Angst vor dem Offensichtlichen, kommunizieren sie mit Songs.
Was soll ich euch sagen? Der Roman ist ein Traum. Die Charaktere sind absolut nahbar, ihre Gedanken und Gefühle nachvollziehbar und ihre Reaktionen verständlich. Das Gefühl, das mir dieser Titel gibt, erinnert mich an Cecilia Ahern oder Jojo Moyes. Echte Menschen mit echten Leben und echten Problemen. zuweilen möchte man sie anschreien und das Offensichtliche wie eine Neonreklame vor ihren Nasen schwenken, aber das macht es meiner Meinung nach nur realistischer. Menschen lassen sich nun einmal von ihren Ängsten und Hoffnungen beeinflussen.
Diese Eigenheiten hat Sanderson auf den Punkt getroffen. Der Roman ist ein Wieder-jung-werden ohne die Absurdität, mit der eine Midlife-Crisis sonst oft dargestellt wird. Es gibt keine Sportwagen oder Leichtfertigkeit. Weder Ali noch Dan werfen einfach alles über den Haufen, um beieinander zu sein. Das ist für mich als Romantikerin manchmal frustrierend, weil man so deutlich spürt, dass sie zusammengehören.
Insgesamt ist der Roman ausgewogen. Man fühlt mit den Figuren mit und wenn man erst einmal in die Handlung eingetaucht ist, entwickelt sich das Buch zu einem Pageturner. Ich möchte auf jeden Fall mehr von Jane Sanderson lesen. Hoffentlich folgt bald ein weiteres Buch.

