Kulinarisches,  Sachbuch

Kochen wie im Studio Ghibli

Ich bin ganz aus dem Häuschen! Ich gehörte nie zu den Jugendlichen, die für Animes aufwändige Kostüme genäht haben oder akribisch japanische Schriftzeichen auswendig gelernt haben. Doch wie so viele andere, habe ich als Teenager die Zeichentrickfilme und -serien aus Fernost lieben gelernt. Allen voran gehen für mich die märchenhaften Filme aus dem Studio Ghibli. Seit den 1980er Jahren sind die Werke des Animationsstudios moderne Klassiker, die mit der Anime-Welle auch nach Europa geschwappt sind. Sie zeichnen sich durch einzigartige Kompositionen, starke Bilder, tief emotionale Geschichten und berührende Filmmusik aus. Ein Film aus dem Studio Ghibli ist ein Ereignis für ganze Familien. Nicht nur Kinder ziehen die Fabelwesen, die lustigen Szenarien, immer wieder durchwirkt von ernsten Tönen, an.
Besonders die Zeichenqualität und die traumhaft schönen Landschaften sprechen mich an. Nicht zuletzt aber auch, wie fantastisch das japanische Essen in Szene gesetzt wird. Als Kind hat man keine Vorstellung davon, wie die unbekannten Gerichte schmecken, doch eines ist klar: Sie müssen absolut köstlich sein.
Damit vorweg könnt ihr euch sicher vorstellen, wie ich aus dem Häuschen war, als ich gesehen habe, dass der EMF-Verlag ein Kochbuch zum Universum der Zeichner veröffentlichte. Die Kirsche auf der sprichwörtlichen Torte war das Rezensionsexemplar, das in meinem Briefkasten auftauchte. Ich will euch nichts vormachen, ich war hin und weg! Hier aber erst einmal die harten Fakten:


Das inoffizielle Ghibli-Kochbuch.
von Thibaud Villanova
erschienen im EMF Verlag
ISBN: 978-3-7459-1837-3
Preis: 28,00€

Bewertung: ★★★★☆


Natürlich ist es bei einem Kochbuch unsinnig, euch einen Klappentext vorzusetzen. Stattdessen stelle ich euch den Aufbau ein wenig näher vor. Das Buch enthält nämlich neben den Rezepten einen kleinen Warenkunde-Teil, in dem typische Zutaten näher erklärt werden. So macht es den Einstieg in die Rezepte auch für Nachwuchs-Köch*innen verständlich und man kann ohne viel Aufhebens loslegen.
Es ist eine ausgewogene Mischung aus Suppen, Eintöpfen, Snacks, Pastagerichten und Desserts – ein jedes in eindeutigem Bezug zu einem der vielen beliebten Filme. Neben Chihiros Reise ins Zauberland, dem Schloss im Himmel, Prinzessin Mononoke und Mein Nachbar Totoro sind viele weitere Publikumslieblinge vertreten und man kann in aller Ruhe in seinen Lieblingswelten schwelgen. Was mir gut gefällt, ist die verträumte Aufmachung. Es ist liebevoll illustriert und die Food-Fotos machen Appetit. Für mich gehören die Kochbücher aus dem Hause EMF ohnehin zu den schönsten, die der Markt zu bieten hat. Die Grafiker schaffen es einfach immer, die jeweilige Atmosphäre ganz besonders einzufangen. Diese Qualität ist auch hier wieder aufgegriffen.

Einen Stern Abzug gibt es durch die Tatsache, dass es ein inoffizielles Kochbuch ist. So sehr sich Autor und Verlag bemühen, es ist einfach nicht hundertprozentig rund. Mir fehlen originale Illustrationen aus den Filmen, die die Gerichte zeigen und auch Charaktere sieht man kaum (vom Cover abgesehen). So sehr ich die Rußmännchen auch mag, richtige Charaktere sind sie eigentlich ja nicht.

Alles in allem macht das Buch aber Lust auf die Filme und auf gutes Essen. Ich plane in meinem Kopf noch einen entspannten Samstagabend, an dem man sich mit einer Decke vor den Fernseher sitzt, auf dem Schoß eine dampfende Schüssel Ramen oder eine große Platte mit Onigiri. Schon jetzt freue ich mich auf den Duft in der Nase, während mein Geist durch den Wolkendunst ans andere Ende der Welt reist. Wo Dämonen, Geister, Hexen, Drachen und allerlei Abenteuer auf mich warten. Ich bin bereit.

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