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Die Pack Horse Library

Dass Lesen bildet, ist allgemein bekannt.
Wir alle wissen, wie das gedruckte Wort das Leben bereichert. Dass es aber eine Zeit und einen Ort gab, an dem es für Frauen nur unter größten Anstrengungen möglich war, an ein Buch heranzukommen, vergessen wir gern. Die großartige Jojo Moyes nimmt uns aber mit auf eine Reise in die späten 30er, wo eine mutige Gruppe von Frauen im Sattel für den Zugang zu Büchern kämpft.

Die Engländerin Alice, die aus gutem Hause stammt, hält es für einen Traum, der wahr wird, als Bennet Van Cleve um ihre Hand anhält. Der Sohn eines Minenbesitzers aus Kentucky nimmt die schöne junge Frau mit in seine Heimat und für Alice ist es einziges Abenteuer. Doch ihr Schwiegervater Geoffrey macht ihr mit seinem agrressiven Forderungen das Leben im kleinen Ort Baileyville zur Hölle. Bald ist sie froh über jede Minute, die sie außerhalb seines Hauses verbringen kann, in dem sie mit ihrem Mann lebt. Da kommen die Damen der Pack Horse Library wie gerufen, gesellschaftliches Engagement gilt schließlich als gottesfürchtig und schick.

Auf Initiative von Eleanor Roosevelt wurde das Works Progress Administration Programm eingeführt und in dessen Rahmen zwischen 1935 und 1943 berittene Bibliotheken in den Apalachen. Neben Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wie dem Bau von Straßen oder Brücken gehörte auch die Stärkung der Bildung zu deren Aufgaben. Das bergige Hinterland ist oft nur zu Fuß oder Pferd zu erreichen und wer zu alt, krank oder nicht in der Lage ist, in die Städte zu reisen, um sich gegebenfalls selbst Bücher zu besorgen, den beliefern die Frauen zu Pferd.

Belebt von der wilden Natur und der Freundschaft der anderen Frauen, gelingt es Alice, nach und nach für sich sel bst einzustehen und ihren eigenen weg zu finden. Doch dann geschieht ein grauenvoller Mord, der alles zu zerstören droht.

Wie ein Leuchten in tiefer Nacht.
von Jojo Moyes
übersetzt von Karolina Fell
erschienen bei Wunderlich (Rowohlt)
ISBN: 978-3-8052-0029-5
Preis: HC 24,00€, Pb 17,00€, Tb 12,00€, E-Book 9,99€

Bevor ihr jetzt schockiert wegklickt, weil ich euch schon wieder eine Liebesgeschichte vorstelle, haltet kurz inne und lasst mich erklären, warum dieses Buch kein typischer Liebesroman ist, sondern ein wichtiges Stück Literatur und ein Beispiel frühen Feminismus‘.
Alice ist gefangen in einer freudlosen und zunehmend lieblosen Ehe, in der ihre Bedürfnisse denen ihres Mannes vollkommen untergeordnet sind. Dies war sicher für die damalige Zeit nicht ungewöhnlich. Doch statt sich nur damit auseinandersetzen zu müssen, ist Alice auch den Launen ihres cholerischen Schwiegervaters ausgeliefert. Zuflucht findet sie in einer Gruppe unterschiedlicher Frauen, die gemeinsam mit ihr die Satteltaschen-Bilbiothek betreuen. In ihrer Solidarität und Unterstützung blüht Alice auf und diese Entwicklung beschreibt Moyes mit so viel Hoffnung, dass man trotz aller Rückschläge geradezu darauf drängt, dass es gelingt. Zeitweise empfand ich es nicht als Möglichkeit, dass die Frauen ihre Flügel ausstrecken, sondern als alternativlos.

Das Buch erzählt von Gemeinschaft, davon Fuß zu fassen und wieder aufzustehen, nachdem man fällt. Es ist eine Hymne auf das Lernen aus Fehlern, das stärker aus einem Konflikt Hervorgehen und das Finden eines eigenen Weges entgegen der Erwartungen Anderer oder gesellschaftlicher Konventionen. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung.

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