Jugendbuch,  Science Fiction

Schnee landet immer oben.

Prequels sind derzeit ja ganz groß in Mode. Jede erfolgreiche Reihe wird gemolken, bis auch das letzte bisschen Profit aus ihren verdorrten Überresten gewrungen wurde. Gut, das mag vielleicht ein bisschen dramatisch sein. Schließlich haben Origin Stories ihre eigenen Fankreise und erfreuen sich nicht nur aus kommerzieller Sicht großer Beliebtheit. Ich selbst bin große Verfechterin guter Prequels, solcher, die zur Lore der Hauptreihe beitragen und dem Worldbuilding mehr Tiefe verleihen.
Im besten Falle hat man immer wieder Momente, in denen man denkt: „Ach guck. Daher kommt das also!“ Schön ist es deshalb, wenn nicht das Geld die Motivation dafür ist, die Vorgeschichte beliebert Buch- und Seriencharaktere auszubauen, sondern dass ihre Hintergrundgeschichte es wert ist, erzählt zu werden.

Suzanne Collins, Autorin der erfolgreichen Tribute-von-Panem-Reihe (im Original The Hunger Games), hat mit ihrer Ergänzung der Reihe wieder einmal bewiesen, wie fantastisch sie schreiben kann. Ihr Prequel, Das Lied von Vogel und Schlange, schrieb sie aus dem Gefühl heraus, noch etwas zu sagen zu haben. Die damaligen politischen Entwicklungen in den USA trieben sie dazu, erneut ihre einzigartige Stimme zu erheben und uns zu mahnen. Davor, was passieren kann, wenn die falschen Menschen Macht verliehen bekommen. Aber falls ihr noch nie von der Reihe gehört habt, hier die Grundlagen: Nach einem verheerenden Atomkrieg ist Nordamerika fast zerstört. Die ehemaligen USA sind in 12 Distrikte unterteilt, die mit ihren besonderen Eigenschaften die Hauptstadt, das Kapitol, versorgen. Nach einer Rebellion, in der gegen die Machthaber aufbegehrt wurde, soll die Stellung des Kapitols gesichert werden. Dazu muss jeder Distrikt ein Mal im Jahr einen Jungen und ein Mädchen zwischen 12 und 18 Jahren auslosen, die einander dann in einer Arena auf Leben und Tod bekämpfen. Sie werden Tribute genannt.
Dass diese Schreckensspiele auf wenig Begeisterungen in den Distrikten stoßen, ist offensichtlich. Hier kommt nun der heutige Roman ins Spiel. Er findet im 10. Jahr der Hungerspiele statt, in dem erstmals Kinder aus dem Kapitol als Mentoren für die Tribute eingesetzt werden. Sie sollen das grausige Schauspiel attraktiver gestalten…


Die Tribute von Panem –
Das Lied von Vogel und Schlange.

von Suzanne Collins
übersetzt von Peter Klöss und Sylke Hachmeister
erschienen bei Oetinger
ISBN: 978-3-7891-2002-2
Preis: 26,00€, E-Book 15,99€

Bewertung: ★★★★★


Coriolanus Snow kennt sich aus mit dem schönen Schein. Schließlich versucht er verzweifelt, zu verheimlichen, dass die altehrwürdigen Snows verarmt sind. Die Rettung wäre ein Stipendium der Universität, das ihm eine glänzende Zukunft sichern würde. Der schnellste weg dorthin, so hofft er, ist, sich als Mentor bei den 10. Hungerspielen zu beweisen. Sein Plan scheint sicher. Schließlich lautet auch das Credo der Familie „Schnee landet immer oben.“
Seine Rechnung hat Coriolanus aber ohne seinen zugeteilten Tribut gemacht: Lucy Gray Baird. Der Paradiesvogel aus dem ärmlichen Distrikt 12 stellt sein Leben auf den Kopf. Wird es Coriolanus gelingen, sie sicher durch die Arena zu bringen?

Mit der Fortsetzung ihrer Dystopie ist Suzanne Collins ein fantastischer Roman gelungen. Obwohl es nach wie vor ein Jugendbuch ist, steckt es voller moralischer Zwickmühlen, Dilemmata und Charakteren, die man schütteln möchte, damit sie sich anders entscheiden. Trotzdem sind die Handlungen nachvollziehbar und eine tolle Ergänzung zu den vorherigen drei Büchern. Es knüpft schlüssig an und man hat das Gefühl, wie ein Puzzleteil an seinen Platz fällt. Man bekommt einens Eindruck davon, wie die Gesellschaft der Panem-Reihe sich entwickelt hat und immer wieder hält es dem Leser einen Spiegel vor. Sehr gelungen.

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